Fraser Island:
Unendlichkeit aus Sand
Gekleidet
mit weißem Talar und Badesandalen steigt der Pfarrer aus dem Boot, das
ihn von Hervey Bay an diesem Weihnachtsmorgen nach Fraser Island
gebracht hat. In der schattigen Kapelle des Kingfisher Bay Resort findet
er eine internationale Gemeinde vor, mit der er in den nächsten
eineinhalb Stunden einen anrührenden Gottesdienst feiert. Anrührend
deshalb, weil es ihm in der für Australier typischen weltoffenen und
gewinnenden Art gelingt, die multinationale Christenschar miteinander
ins Gespräch zu bringen und zum gemeinsamen Singen von Weihnachtsliedern
aus aller Herren Länder zu bewegen.
Regenwald und Strandautobahn
Später am
Vormittag besteigen wir unseren gemieteten Landrover um zu einer
Inseltour aufzubrechen. „Bitte fahrt nicht vor Mittag auf die Autobahn,
das ist zu gefährlich“, mahnt der Autovermieter zum Abschied. Die
„Autobahn“ ist in der Sprache der Einheimischen jener 75 km lange, wie
mit dem Lineal gezogene Strand, der die gesamte Ostküste einnimmt. Sein
Befahren ist nur bei Ebbe erlaubt. Ohne
Servolenkung arbeiten wir uns zunächst bis „Walooba Creek“ voran. Hier
wandern wir durch dichten Regenwald, wie man ihn auf einer Sandinsel
kaum erwarten kann: subtropische Feuchte, Urwaldriesen, Riesenfarne, Orchideen und ein variationsreiches Konzert von Vogelstimmen.
Kristallklares,
in den Farben grün und blau schimmerndes Wasser, puderweißer Sand und
eine fast unwirkliche Stille – spätestens am Lake Berribee sind die
Alltagssorgen aus Deutschland Geschichte. „Super“ vermerken wir in
unserem Reisetagebuch und dem ist nichts hinzuzufügen.
Kurz vor
Erreichen der „Autobahn“ geht dann nichts mehr. Beim Versuch, im
Tiefsand einem verlassenen Wagen auszuweichen, bleiben wir selbst
stecken. Zehn Minuten später erreichen vier junge Australier in einem
mit Surfbrettern und Angelruten beladenen Pickup die nun vollends
blockierte Piste. Eine halbe Stunde gemeinsames schweißtreibendes
Schaufeln und Schieben führt schließlich zum Erfolg und wir erreichen
kurze Zeit später den gigantischen 75-mile-beach.
Dingo zu Besuch
Wir
stürzen uns in die mächtigen Wellen und lassen uns von ihnen wieder ans
Ufer werfen. Kurz vor der Wasserlinie ist eine Touristin beim
Sonnenbaden eingeschlafen.
Seelenruhig
trottet ein Dingo aus den Dünen heran und beschnuppert sie ausgiebig.
Die Urlauberin erwacht und lässt beim Anblick des Tieres einen gellenden
Schrei. Wer von beiden sich mehr erschreckt ist nicht zu sagen, der
Dingo jedenfalls ist in Windeseile wieder in den Dünen verschwunden.
Nirgendwo in Australien leben mehr dieser verwilderten Hunde, deren
Vorfahren einst von asiatischen Einwanderern eingeführt wurden als auf
Fraser Island.
Uwe Junker
Infos:
Anreise mit
dem Auto von Brisbane nach Hervey Bay, von dort 20-minütiger
Fährtransfer, Mitnahme eines am Festland angemieteten Allradfahrzeugs
möglich.
Reisezeit ganzjährig, in den Monaten Juni bis August Walbeobachtung möglich.
Unterkunft Kingfisher
Bay Resort, Telefon: 0061/7/41203333, Telefax: 0061/7/41203326, DZ ab
160 €, umweltfreundliche Anlage an der Westküste, organisierte Touren
mit Rangerbegleitung, Mietwagenverleih.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen